Historie Altstadt

Das Haus Auf der Altstadt 37 befindet sich im ältesten Teil der Lüneburger Altstadt, welcher aus einer Ansiedlung unterhalb der Burg auf dem Kalkberg hervorging.

Der Straßenzug Auf der Altstadt war die Hauptverbindung zwischen der Burg und dem Handelsplatz ‚Sand’ mit der nahegelegenen Furt durch die Ilmenau.

Hier siedelten sich Handwerker und Händler an, die sich bei wachsendem Wohlstand respektable Häuser leisten konnten.

Das Backhaus Auf der Altstadt 37 ist ein typisches Exemplar eines wohlhabenden Lüneburger Bürgers. Die hohe Diele des Erdgeschosses war ein Allzweckraum, der auch dem Wohnen, aber überwiegend dem Arbeiten diente. In der Diele war zur Straße ein kleiner Raum mit geringerer Höhe abgeteilt, der von der dem Raum benachbarten Feuerstelle des Hauses über einen Kachelofen beheizt werden konnte.

Dies war die Döns, der einzige beheizte Raum des Gebäudes. Der verbleibende Raum über der Döns wurde für einen weiteren, niedrigen Raum genutzt, der häufig dem Hausherrn als Kontor und Repräsentationsraum zur Verfügung stand und separat über eine Spindeltreppe zugänglich war.

Mit dem Haus zeigte man seinen Wohlstand. Somit waren die meisten Häuser, unabhängig von der Größe, flächig mit Decken- und Wandmalereien dekorativ ausgestaltet. Und dabei besonders das Kontor des Hausherrn, denn damit konnte er seinen Wohlstand und seine Solvenz zeigen.

Das Haupthaus war in erster Linie ein gewerblich genutzter Bau, das Wohnen kam an zweiter Stelle und fand meist im Flügelbau statt, der hofseitig an das Haupthaus mit etwa halber Hausbreite anschloss.
Auf der Parzelle Auf der Altstadt 37 ist seit 1426 ein Bäcker nachweisbar. Der Backofen befand sich wegen der Feuergefahr im hinteren Bereich des Grundstücks in einem separaten Gebäude.

Es wurde unterschieden zwischen Grob- und Weißbäcker. Die Weißbäcker waren privilegiert, nur sie durften Weißbrot backen und feil halten (verkaufen), nannten sich von daher auch Feilweißbäcker. Zu diesen gehörte auch das Backhaus Auf der Altstadt 37.

Um 1600 befanden sich in Lüneburg 12 Feilbackhäuser, von denen das Auf der Altstadt 37 das älteste ist.
Bei den Instandsetzungsarbeiten 1984-87 konnten die Fundamente des frühen Backhauses im hinteren Grundstückbereich freigelegt werden. Dort wurde gebacken, der Verkauf des Weißbrotes fand jedoch in der Diele statt.

Das jetzt existierende Gebäude wurde 1580 als Dielenhaus mit einem Flügelbau über den älteren Kellern errichtet. Das Backhaus befand sich weiterhin in hinteren Grundstücksbereich.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich jedoch ein vermehrtes Bedürfnis nach Privatsphäre und damit auch nach mehr Wohnfläche. Dies war im gewerblich genutzten Dielenhaus nur begrenzt gegeben. Das Bedürfnis nach Komfort ging einher mit der Entwicklung von Öfen, die die Feuerstelle entbehrlich machten.
In dieser Zeit erfolgten umfangreiche Umbauten und Modernisierungen, die auch die hohe Diele in Teilbereichen in 2 Geschosse teilten.

Um 1800 wurde das Haus Auf der Altstadt 37 noch einmal dem Zeitgeschmack des Klassizismus entsprechend umgebaut, eine repräsentative Treppenanlage eingebaut und der Flügelbau komplett erneuert.
Es war weiterhin Weißbackhaus. Das Backen wurde erst 1970 – nach über 530 Jahren – aufgegeben.
Das Haus wurde 1984-87 grundlegend Instand gesetzt und die historische Substanz nach denkmalpflegerischen Grundsätzen von späteren Einbauten und Verkleidungen befreit. Danach zeigte sich der Zustand, wie er etwa um 1800 existiert haben mag, ohne ein Museum zu sein.

Die Arbeit wurde 1990 mit dem Hauptpreis des Denkmalschutzpreises der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet.

Eigentümer des Hauses Auf der Altstadt 37 (nach Heinrich Borstelmann):

Weißbackhaus, ehedem 2 Häuser.
Wert um 1600 1000 Mark, im Siebzehnhundert (18. Jhdt.) 2100 Mark.

1426 – 1436 Saffan, Hans, Bäcker
1437 – 1440 Saffan de becker und Mutter
1441 – 1455 Saffan, Hinrich, und Mutter
1456 – 1467 Saffan, Hinrich,
1468 – 1470 Kruse, Thomas
1471 – 1472 Greve, Hinrich, Bäcker
1473             Kok, Hans
1474 – 1475 Saffan, Hinrich,
1476 – 1533 Ossing (oder Otsinck), Hans, Bäcker
1534 – 1549 Ossing, Hans, Bäcker
1550 – 1555 Ossing, Hinrich, Bäcker
1556 – 1571 Ossing, Henning
1573 – 1575 Ißegradt, David, und Mutter
1576 – 1581 Bruns, Jochim, Bäcker, und Mutter
1582 – 1604 Bruns, Jochim, Bäcker
1605 – 1621 Wichelmann, Simon
1621 – 1634 Schnubbel, Jasper, Bäcker
1635 – 1648 Schnubbel, Johann, Bäcker
1649 – 1668 Witwe
1669 – 1673 Schnubbel, Peter, Bäcker
1674 – 1688 Schnubbel, Nicolaus, Weißbäcker
1689 – 1694 Brandt, Hermen, Weißbäcker
1695 – 1726 Witwe
1727 – 1728 Erben
1728 – 1766 Ortmann, Johann Ahrend, Weißbäcker
1766 – 1768 Wendel, Hans Christoph, Weißbäcker
1768 – 1771 Krüger, Christoph Ernst
1771 – 1805 Krüger, Johann Leonhard, Feilweißbäcker
1805 – 1815 Schärer, Joh. Bernhard Christian, Weißbäcker
1815 – 1820 Witwe
1821 – 1846 Appuhn, Bernhard, Weißbäcker
1846 – 1867 Bohnhorst, Joh. Christian Karl, Weißbäcker
1869 – 1895 Lendorf, J. G., Zimmermann
1896 – 1907 Brandes, Luise, Ehefrau in Celle
1907 – 1932 Greuel, M., Ehefrau, Tochter der vorigen
1932 – 1933 Cordes, Karl, Schlachtermeister
1934 – 1984 Fam. Paul Köhler, aus Dachtmissen
seit 1984 Bärbel und Harald Blancke, Kaufleute

Hinterhaus zu Auf der Altstadt 37:

1426 – 1440 wie oben
1472 Greve, Hinrich, Bäcker, (s. oben)
1594 – 1604 Bruns, Jochim, Bäcker, (s. oben)
1607 – 1634 Schnubbel, Jasper, Bäcker, (s. oben)
1676 – 1847 wie oben
1847 – 1872 Bohnhorst, Joh. Christian Karl, Weißbäcker
1875 – 1877 Hesse, Fr. August
1880 – 1896 Fröhling, Heinrich, aus Bleckede
1897 – 1932 Greuel, Arnold, aus Stadthagen
1932 – 1984 Fam. Paul Köhler, aus Dachtmissen
seit 1984 Bärbel und Harald Blancke, Kaufleute